SIBO – wenn illegale Einwanderer den Dünndarm besiedeln
Frau Blumenau leidet nach dem Essen unter Blähungen und Unwohl sein und versuchte, bestimmte Lebensmittel zu meiden, da sie dachte, sie hätte möglicherweise eine Unverträglichkeit gegen Gluten oder Laktose. Doch die Nahrungsumstellung half nicht. Ihre Ernährung wurde immer eingeschränkter, und die Beschwerden blieben.
SIBO – eine Abkürzung für „Small Intestinal Bacterial Overgrowth“ oder „Dünndarmfehlbesiedlung“ – beschreibt eine Überwucherung von Bakterien im Dünndarm. Obwohl der Dickdarm natürlicherweise viele Bakterien beherbergt, ist der Dünndarm normalerweise relativ arm an Bakterien. Bei SIBO wandern Bakterien aus dem Dickdarm in den Dünndarm und führen dort zu einer Reihe von Verdauungsproblemen und gesundheitlichen Beschwerden. In diesem Blogartikel klären wir praxisnah, wie SIBO erkannt und behandelt werden kann anhand des spannenden SIBO-Fall von Frau Blumenau.
Die Ursachen und wie alles begann
Frau Blumenau, 41 Jahre alt, ist eine berufstätige Mutter von zwei Kindern und führt ein aktives Leben. Seit etwa drei Jahren leidet sie jedoch unter immer wiederkehrenden Bauchproblemen. Anfangs waren es nur gelegentliche Beschwerden wie Blähungen und leichte Bauchkrämpfe, doch mit der Zeit nahmen die Symptome deutlich zu. Es schien, als könnte sie kaum eine Mahlzeit genießen, ohne danach einen aufgeblähten Bauch zu bekommen. Hinzu kamen häufiger Durchfall, weiche Stühle und gelegentliche Verstopfung. Diese wechselhaften Beschwerden wurden zunehmend belastend und schränkten ihren Alltag ein.
Als Sie zu mir in die Praxis kam, hatte Sie bereits vieles probiert. Sie war bei verschieden Ärzten gewesen, hatte Allergietests gemacht und schließlich nur noch ausgewählte Nahrungsmittel zu sich genommen. Die Krankenakte von Frau Blumenau verriet, dass sie früher öfter unter Sodbrennen litt und dadurch immer wieder Protonenpumpenhemmer eingenommen hatte. Gelegentlich griff Sie auch zu Abführmitteln, da Sie besonders im Stress über mehrere Tage mit Verstopfungen kämpfte.
Was verursacht SIBO?
Verlangsamte Darmbewegung / Darmträgheit | Eine reduzierte Beweglichkeit des Dünndarms kann dazu führen, dass sich Bakterien ansammeln und vermehren. Krankheiten wie Diabetes oder Sklerodermie, die die Nerven oder Muskeln des Darms beeinträchtigen, können dieses Problem verstärken. |
Strukturelle Probleme | Narbengewebe (z.B. nach einer Operation) oder Abnormalitäten wie Divertikel im Darm können zu Stauungen führen, die das Wachstum von Bakterien begünstigen. |
Magensäuremangel | Magensäure ist wichtig, um schädliche Bakterien abzutöten. Bei einer verminderten Produktion, wie sie beispielsweise durch langfristige Einnahme von Protonenpumpenhemmern (Säureblockern) auftreten kann, erhöht sich das Risiko einer bakteriellen Überwucherung. |
Fehlerhafte Darmklappe (Ileozäkalklappe) | Diese Klappe trennt den Dünndarm vom Dickdarm. Wenn sie nicht richtig funktioniert, können Bakterien vom Dickdarm in den Dünndarm gelangen. Das kann u.a. auch durch chronisch entzündliche Darmerkrankungen und Leaky-Gut Syndrom begünstigt werden. |
Immunschwäche | Personen mit geschwächtem Immunsystem, etwa aufgrund von Autoimmunerkrankungen, chronischen Entzündungen oder Erschöpfungssyndrom, sind ebenfalls anfälliger für SIBO |
Das Innere im bauch
SIBO – Symptome: So kann es sich anfühlen
Erste Anzeichen und zunehmende Beschwerden
Anfangs bemerkte Frau Blumeau nur gelegentliche Blähungen und ein leichtes Völlegefühl nach dem Essen. Sie schob es auf Stress und unregelmäßige Mahlzeiten im Alltag. Doch mit der Zeit verschlimmerten sich die Symptome. Ihr Bauch war fast ständig aufgebläht, besonders nach dem Verzehr von Brot, Pasta oder Obst. Häufig fühlte sie sich, als ob sie „platzen“ würde – besonders am Nachmittag oder Abend. Ihre Kleidung saß immer enger, und sie fühlte sich körperlich unwohl und gehemmt.
Zusätzlich kam es zu unregelmäßigem Stuhlgang, der zwischen Durchfall und Verstopfung wechselte. Manchmal hatte sie tagelang keinen Stuhlgang, um dann plötzlich von akuten Durchfällen heimgesucht zu werden. Die Unberechenbarkeit ihrer Verdauung machte es schwierig, Aktivitäten zu planen. Oft musste sie Termine absagen, weil sie sich zu aufgebläht und unwohl fühlte, um das Haus zu verlassen.
Schmerzen und Müdigkeit
Mit der Zeit gesellten sich zu den Blähungen und Verdauungsproblemen auch Bauchschmerzen, die besonders nach den Mahlzeiten auftraten. Die Schmerzen waren krampfartig und zogen sich durch den gesamten Bauchbereich, was das Sitzen im Büro oder das Schlafen schwierig machte. Frau Müller begann, bestimmte Lebensmittel ganz zu meiden, da sie dachte, sie hätte möglicherweise eine Unverträglichkeit gegen Gluten oder Laktose.
Doch die Nahrungsumstellung half nicht. Ihre Ernährung wurde immer eingeschränkter, und die Schmerzen blieben. Es kam sogar zu unerklärlichem Gewichtsverlust, was sie beunruhigte. Obwohl sie nicht absichtlich abnehmen wollte, verlor sie in wenigen Monaten fast fünf Kilogramm.
Mögliche Symptome:
Die Symptome von SIBO können sehr unterschiedlich sein und sind oft unspezifisch, was die Diagnose erschwert. Zu den häufigsten Beschwerden gehören:
- Blähungen: Patienten berichten häufig über starke Blähungen und einen aufgeblähten Bauch, besonders nach dem Essen.
- Durchfall oder Verstopfung: SIBO kann beide Extreme verursachen, wobei chronische Durchfälle oft als Symptom dominieren.
- Bauchschmerzen: Unangenehme Krämpfe oder Schmerzen im Bauchbereich treten oft auf, besonders nach Mahlzeiten.
- Malabsorption: Da SIBO die Aufnahme von Nährstoffen im Dünndarm beeinträchtigt, kann es zu Mangelerscheinungen kommen. Typische Folgen sind Gewichtsverlust, Nährstoffmängel (z.B. Vitamin B12-Mangel) und Eisenmangel.
- Hunger kurz nach dem Essen
- Fatigue: Da Nährstoffe nicht ausreichend aufgenommen werden, fühlen sich viele Betroffene müde und abgeschlagen.
SIBO erkennen und diagnostizieren
Ärztliche Untersuchungen mit häufig falschen Diagnosen
Frau Blumenau suchte nach etwa einem Jahr mit diesen Beschwerden ärztliche Hilfe. Ihr Hausarzt diagnostizierte zunächst einen Reizdarm und empfahl, Stress zu reduzieren und eine Low-FODMAP-Diät auszuprobieren. Sie hielt sich streng an die Diät und begann zusätzlich mit Yoga und Entspannungsübungen. Doch die Symptome blieben.
Daraufhin wurde sie zu verschiedenen Fachärzten überwiesen. Bluttests, Ultraschalluntersuchungen und sogar eine Darmspiegelung brachten keine klaren Ergebnisse. Mehrmals hörte sie, dass es „psychosomatisch“ sei oder einfach mit ihrem Lebensstil zusammenhänge. Frau Blumenau fühlte sich mit ihren Beschwerden nicht ernst genommen und war frustriert, dass sie trotz vieler Untersuchungen keine konkrete Diagnose erhielt.
Die Entdeckung von SIBO
Schließlich kam sie zu mir in die Praxis und wir machten eine ausführliche Mikrobiom-Diagnostik. Diese gab, zusammen mit den Symptomen, bereits deutliche Hinweise auf SIBO. Da SIBO des Öfteren als Reizdarm fehldiagnostiziert wird, müssen wir bei Reizdarm immer auch an SIBO denken. Um sicher zugehen, haben wir uns also entschieden noch den SIBO spezifischen Atemtest durchzuführen. Der Test zeigte eine deutliche Erhöhung von Methan in der Atemluft, was auf eine bakterielle Überwucherung hinwies – die Diagnose lautete SIBO.
Frau Blumenau war erleichtert, endlich eine Erklärung für ihre Leiden zu haben. Ich erklärte ihr, dass die Bakterien in ihrem Dünndarm Kohlenhydrate fermentierten, was die übermäßigen Blähungen, Bauchschmerzen und den Wechsel zwischen Durchfall und Verstopfung verursachte. Außerdem führte die Fehlbesiedlung dazu, dass sie Nährstoffe nicht richtig aufnahm, was den Gewichtsverlust und die Müdigkeit erklärte.
SIBO-Atemtest
Bei diesen Tests wird gemessen, ob Wasserstoff oder Methan nach dem Trinken einer Zuckerlösung (Laktulose) über die Atemluft ausgeschieden wird. Diese Gase entstehen, wenn die Bakterien im Dünndarm die Zucker fermentieren.
Nachdem die Diagnose gestellt war, haben wir weiter geforscht, welche Umstände zu SIBO geführt haben. In diesem Fall lohnen sich möglicherweise weitere Stuhl- und Blutanalysen. Nur wenn wir die Ursachen behandeln, können wir langfristige und dauerhafte Erfolge in der Therapie erzielen.
Therapie und langsame Besserung
Wir wählten zu anfänglichen Behandlung ein pflanzliches Antibiotikum, das gezielt gegen die überschüssigen Bakterien im Dünndarm wirkt. Zusätzlich haben wir ihre Ernährung nochmals angepasst. Sie vermied nun fermentierbare Kohlenhydrate (FODMAPs) noch konsequenter, um das Bakterienwachstum zu unterdrücken.
Nach wenigen Wochen der Behandlung bemerkte Frau Blumenau eine deutliche Verbesserung. Die Blähungen ließen nach, und die Bauchschmerzen wurden seltener. Auch ihre Verdauung stabilisierte sich, und sie fühlte sich insgesamt leichter und energiegeladener. Die Müdigkeit, die sie monatelang geplagt hatte, war nicht mehr so stark.
Die sibo-therapie
Vorbeugung und langfristiges Management
Da SIBO oft chronisch ist und Rückfälle häufig vorkommen, ist eine langfristige Prävention wichtig. Einige Maßnahmen umfassen:
- Ernährung: Eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung , um das Wachstum unerwünschter Bakterien zu verhindern. Gute kauen und Essenspausen von mehreren Stunden zwischen den Mahlzeiten einhalten.
- Stressmanagement: Stress kann die Darmgesundheit negativ beeinflussen, daher sind Entspannungstechniken und Stressreduktion wichtig.
- Regelmäßige Bewegung: Bewegung fördert die natürliche Darmbewegung und kann so das Risiko für SIBO senken.
- Vermeidung unnötiger Medikamente: Der sparsame Umgang mit Säureblockern und Antibiotika kann helfen, die Darmflora zu schützen.
Rückfallprävention und langfristiger Plan
Da SIBO eine hohe Rückfallquote hat, war es dem mir wichtig, mit Frau Blumenau einen langfristigen Plan zu entwickeln. Sie bekam ein Rezept für Probiotika, die das Gleichgewicht der Darmflora unterstützen sollten, und Prokinetika, um den Darm in Bewegung zu halten und gleichzeitig die Produktion der Magensäure sanft anzuregen. Außerdem wurden regelmäßige Kontrolltermine vereinbart, um sicherzustellen, dass sich keine erneute Fehlbesiedlung entwickelte.
Frau Blumenau ist erleichtert, dass ihre jahrelangen Beschwerden endlich eine klare Ursache hatten und erfolgreich behandelt werden konnten. Die Diagnose SIBO brachte ihr nicht nur Klarheit, sondern auch das Gefühl, ihre Verdauung und Lebensqualität wieder in den Griff zu bekommen.
Fazit
Die Geschichte von Frau Blumenau zeigt, dass es manchmal Jahre dauern kann, bis eine genaue Diagnose gestellt wird. Während viele Patienten mit ähnlichen Symptomen als „Reizdarm-Patienten“ eingestuft werden, lohnt es sich, nach weiteren Ursachen zu suchen – insbesondere, wenn Standardbehandlungen nicht wirken. SIBO ist eine oft übersehene, aber behandelbare Erkrankung, die vielen Menschen mit chronischen Verdauungsproblemen helfen kann.
Jeannine Dubau
10+ Jahre Erfahrung als Heilpraktikerin mit Schwerpunkt ganzheitliche & natürliche Darmgesundheit. Ich helfe meinen Patienten auf natürliche Weise wieder in Balance zu kommen – für mehr Energie, besseren Schlaf & gesteigertes Wohlbefinden an jedem Tag.
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